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24. Jan

6 Monate - Halbzeit!

Die ersten sechs Monate hier in den USA sind vorüber und es ist schwer zu glauben, dass schon die Hälfte meiner Au Pair Zeit vorbei ist. Einerseits kann ich mich noch so gut an meinen Abschied in Deutschland erinnern als wäre das erst ein paar Tage her, aber andererseits hab ich hier so viel erlebt, gesehen und gelernt, mich schon richtig eingelebt, dass es mir manchmal wie mehr als sechs Monate vorkommt.

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Ich merke richtig, dass sich bei mir in dem halben Jahr richtig viel getan hat. Ich bin richtig gewachsen, bin selbstständiger und erwachsener geworden. Als ich herkam, war ich in vielen Momenten unsicher und manchmal auch etwas verloren, aber mittlerweile geh ich auch an unbekannte Situationen selbstbewusst heran. Ganz grundsätzlich bin ich viel spontaner und mutiger geworden, was sich immer wieder lohnt.

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Durch die Arbeit mit den Kindern und das Leben in einer fremden Kultur und Familie hab ich viel über Erziehung gelernt. Dadurch dass die Mädchen doch etwas anders erzogen werden wie ich damals, ist mir überhaupt erst aufgefallen wie ich erzogen wurde. Viele Sachen, die meine Eltern gemacht haben, ergeben jetzt einen Sinn und ich finde manche Erziehungsmethoden, die ich als Kind total doof fand, mittlerweile ganz gut. Und bestimmt hab ich hier auch den ein oder anderen Erziehungstrick kennen gelernt, den ich noch gut gebrauchen kann, wenn ich mal selber Kinder habe.

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Natürlich ist auch mein Englisch viel besser geworden. Ich hab keine Probleme mehr Englisch zu verstehen, egal ob ich es lese, einen Film schaue, es am Telefon höre oder mich mit jemandem unterhalte. Ich habe schon ganz viele neue Wörter kennen gelernt, die ich jetzt ganz natürlich jeden Tag benutze ohne darüber nachzudenken. Und was meinen Akzent angeht, meine Gastkinder haben mir erzählt, dass der schon viel weniger geworden ist. Mittlerweile ist es ganz normal für mich Englisch zu sprechen, aber ich habe trotzdem noch Tage, an denen ich einen stärkeren Akzent habe oder mir manche Sätze nicht auf Anhieb gelingen. Vor allem, wenn ich müde bin oder gerade viel an mein Zuhause in Deutschland denke.

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Ich fasse auch immer mehr von der amerikanischen Kultur und den „American Way of Life“ auf. Manche Dinge sind einfach anders als in Deutschland, z.B. wie man hier miteinander redet, das ist nicht ganz so formell wie in Deutschland. Auch ganz interessant ist es, wie unterschiedlich die amerikanische Werbung im Radio zur Deutschen ist. Ganz oft geht es ums Abnehmen oder irgendwelche Krankheiten und weniger über verschiedene Geschäfte für Klamotten, Schmuck, etc. Auch ist hier alles viel weiter voneinander entfernt, so dass ich mittlerweile ein ganz anders Gefühl von Entfernungen habe. Eine Stunde Autofahrt ist gar nicht mehr so lang, was mir in Deutschland noch so vorgekommen ist.

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Ich fühl mich immer mehr zu Hause hier in Connecticut und kenn mich in meiner Umgebung schon ziemlich gut aus. Trotzdem entdecke ich immer noch neue Sachen und lerne dazu. Wirkliches Heimweh hab ich eigentlich nicht. Am Anfang meiner Zeit hier hatte ich eine Heimwehphase, aber die hat sich auch wieder gelegt. Danach hatte ich immer wieder im Wechsel Wochen voller Motivation und Wochen, die man einfach hinter sich gebracht hat.

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Ich bin mittlerweile an einem Punkt, wo ich zufrieden bin mit meinem neuen Wissen und meinen Erfahrungen. Ich freu mich jetzt wieder darauf nach Deutschland zurück zu kommen und meine Freunde und Familie zu sehen und ihnen alles von meinem Auslandsjahr zu erzählen. Auch hab ich wieder Lust auf das Leben als Schüler, bzw. Student. Trotzdem möchte ich jetzt noch nicht gehen. Ich habe Pläne was ich alles noch sehen und erleben möchte und ich freu mich auf den Frühling, der Ausflüge ein bisschen einfacher und schöner macht. Auch würde ich mich jetzt noch nicht von meinen Gastkindern verabschieden wollen.

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Die Mädchen kenne ich von Tag zu Tag besser und manchmal kommt man sich dabei tatsächlich wie eine große Schwester vor. Es läuft nicht immer alles gut, weil die zwei manchmal einfach nicht hören wollen, aber dann gibt es auch wieder total schöne Momente mit Kitzelkampf auf der Couch oder einer stürmische Begrüßung, nachdem man zwei Tage weg war. Mit meinen Gasteltern läuft auch alles gut. An manchen Tagen sieht man sich kaum, weil man quasi nur die Kinder übergibt, aber ich komme mir nicht mehr fremd vor, wenn man dann doch mal mehr Zeit miteinander verbringt. Außerdem versuche ich sie gerne so gut zu unterstützen wie es geht, auch außerhalb meiner Arbeitszeiten.

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Auch für die zwei Kätzchen bin ich sehr wichtig geworden. Wenn die Mädchen in der Schule sind, verbringe ich viel Zeit mit den beiden und gebe ihnen gerne Streicheleinheiten. Und ich mag es, wenn sie sich beim Schlafengehen mit auf mein Bett legen. Als ich ankam, waren es noch zwei kleine Kätzchen, aber mittlerweile sind die beiden schon zu großen Katzen geworden.

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In dem halben Jahr hab ich schon viele nette Au Pairs kennen gelernt, vor allem durch die Cluster Meetings. Mit Emilie und Jana aus Deutschland hab ich in den ersten Monaten viel gemacht, aber zurzeit treffe ich mich am meisten mit Karla und auch mit Luisa aus Mexiko. Gerade im letzten Monat war ich etwas unternehmungslustiger und hab auch Kontakt zu weiteren au Pairs aus unserem Cluster aufgenommen. Mit Sue aus Thailand hab ich Silvester verbracht und mit Kim aus Israel war ich Keramik anmalen. Es ist echt interessant auch all die anderen Kulturen kennen zu lernen. Was mir noch ein bisschen fehlt ist der Kontakt zu gleichaltrigen Amerikanern. Daran möchte ich die nächsten sechs Monate arbeiten.

 

Ich bin mir sicher, dass ich auch während dem Rest meiner Au Pair Zeit viel lernen und erleben werde und ich bin echt glücklich, dass ich mich dazu entschieden habe  Au Pair zu werden!

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